Gewollt schwanger, aber keine Freude darüber
Gewollt schwanger, aber keine Freude darüber? Obwohl kaum eine Frau über dieses Thema spricht, ist es nicht unüblich. Liebe Mama, du bist nicht die Einzige, deren Freude über das ersehnte Wunschkind fehlt.
Wenn das große Mutterglück in der Schwangerschaft ausbleibt, passt das bei vielen Frauen nicht in ihr Bild von dieser Zeit. Dort ist die Betroffene vom Glück überwältigt und fühlt sich wunderschön. Frauen, denen es nicht so geht, erschrecken oft über sich selbst und machen sich große Vorwürfe.
Mein Text räumt mit vorherrschenden Auffassungen auf. Gibt Tipps, was du tun kannst. Und klärt auf, was aus familienaufstellerischer Sicht hinter deinen freudlosen Schwangerschaftsgefühlen stehen kann.
Gewollt schwanger, aber keine Freude - So fühlt es sich an
Du freust dich über den positiven Schwangerschaftstest. Bist ca. 1-2 Wochen glücklich und stolz. Dann wendet sich das Blatt und dich überkommen andere Gefühle. Von Lustlosigkeit über Trauer sogar bis hin zu Reuegefühlen. Dir dämmert, was ein Baby alles mit sich bringt und dass dir große Veränderungen bevorstehen.
Gibst du bei Google ein paar Worte dazu ein, hast du gleich eine Schwangerschaftsdepression. Doch zwischen Glückseligkeit und Schwangerschaftsdepression gibt es eine Menge Facetten, die Frauen fühlen können.
Für dich, liebe Mama, verändert sich dein Leben schon jetzt. Dein Körper arbeitet auf Hochtouren für das neue, in dir entstehende Leben. Gerade die Umstellung auf die Schwangerschaftshormone bringt vielen Frauen Übelkeit, Ermüdung, Schwäche, emotionales Auf und Ab, Zeihen und Ziepen im Unterleib und vieles mehr.
Und nicht nur das. Du bist die Einzige, die diesen Veränderungen bereits vor der Geburt in 9 Monaten niemals entfliehen kann. Ist dies dein 2. Kind und du hast es noch nicht getan, musst du eventuell noch deine Geburt verarbeiten.
Viele Frauen beneiden ihren Partner, der freudig auf das Ankommen des Kindes schaut. Das ist super. Doch vergiss nicht, dass für einen werdenden Vater die neue Realität noch nicht ganz da ist. Er kann sich herausziehen, wenn es ihm zu viel wird. Du nicht.
Alles Neue bringt eine gewisse Unsicherheit. Du weißt nicht, wer da zu dir kommt. Wie sich dein Körper verändern wird oder deine Partnerschaft. Du hast keine Ahnung, wie es sein wird als Mutter und was wirklich auf dich zukommt. Nicht nur beim ersten Kind, sondern bei jedem weiteren Familienmitglied. Da kann es sich so anfühlen, dass du trotz ersehnter Schwangerschaft nicht glücklich bist.
Hinzu kommt die Angst, in den ersten 12 Schwangerschaftswochen dein Kind zu verlieren. Jede 3. Schwangere erleidet eine Fehlgeburt. Das behindert manch eine Frau, sich voll auf ihre Schwangerschaft einzulassen.
Frauen, die gewollt schwanger sind, aber keine Freunde empfinden, fühlen sich oft von Scham und Schuld erdrückt. Es nagt an dir. „Du solltest dich doch eigentlich riesig freuen.“ Vielleicht verstellst du dich dann und zwingst dich zur Freude. Das bringt nur noch mehr Schuld und Schamgefühle.
Was kannst du tun, wenn du geplant schwanger, aber unglücklich bist?
Deine Gefühle annehmen
Der Abschied vom alten, wohlbekannten Leben beginnt für Frauen mit dem ersten Tag der Schwangerschaft. Dieser Abschied fällt nicht jeder leicht. Das ist ganz normal. Sei traurig. Es war ohne Kind oder nur mit einem Kind auch eine schöne Zeit. Nimm Abschied. So kannst du das Neue gut empfangen.
Anstatt deine Gefühle anders haben zu wollen. Die Schwangere sein zu wollen, die sich überglücklich fühlt, nimm an und akzeptiere, dass es bei dir eben nicht so ist. Na und?!
Deinen Gedanken Raum geben
Gib allen Gedanken einen Raum. ALLEN. Sollten dir Tabu-Themen als Gedanken durch den Kopf huschen, verurteile dich nicht. Zum Beispiel, dass es nur halb so schlimm wäre, wenn das Herzchen bei der nächsten Kontrolluntersuchung nicht mehr schlägt. Gib selbst diesem Gedanken Raum. Das heißt längst nicht, dass du einen Schwangerschaftsabbruch vornimmst.
Es bedeutet, deine Energie nicht mehr dafür zu nutzen, diesen Gedanken bloß nicht zu denken. Wenn du ihn mal denkst und fühlst, brauchst du nicht mehr zu kämpfen. Dann ist diese Energie frei und kann sich wieder bewegen. Dadurch kann ein neues Gefühl zu dir kommen. In meiner Aufstellungsarbeit werden genau solche verdrängten Gedanken und Gefühle sichtbar. Es gilt, sie anzuschauen und zu erleben, damit etwas anderes kommen kann.
Vergleiche vermeiden
Keine Schwangerschaft ist wie die nächste. Alle Menschen sind verschieden. Es gilt: Dich nicht zu vergleichen. Entgehe Situationen, in denen du dich unwillkürlich mit anderen misst. Zum Beispiel Mama-Blogs und Storys auf Social Media, die ausschließlich von sonnigen Zeiten erzählen.
Wenn du dich gerade nicht für eine andere werdende Mutter und ihre glückliche Schwangerschaft freuen kannst, akzeptiere das. Entziehe dich in dem Fall solchen Situationen. So schaffst du Raum, um auf dich zu schauen. Deine derzeitigen Gefühle anzunehmen. So bist du gut bei dir.
Erwartungen und Konzepte loslassen
Lass mal alles los, was du über das schwanger Sein gehört, gelesen oder gesehen hast. Alles, von dem du denkst, es müsste so oder so sein, wenn du schwanger bist. Schau, was dir bei dem Gedanken durch den Kopf geht.
Schreib es auf. Zum Beispiel: „Werdende Mütter sind auf der Stelle von Liebe überwältigt“ oder „Die Schwangerschaft ist die glücklichste Zeit deines Lebens.“ Was auch immer dir kommt. Und dann lass es los! Zerreiße oder verbrenne die Zettel als Symbol des Loslassens. Unsere Gesellschaft und dein Baby brauchen nicht noch mehr Fassaden, sondern echte Gefühle.
Erzähle deinem Umfeld von dir
Erzähle deinen Liebsten, wie es dir geht. Lieben Personen, die sich nicht darüber empören. Bitte sie, dir zuzuhören und dich nicht zu bewerten. Vor allem erzähle unbedingt deinem Partner davon. Viele Frauen möchten ihrem Partner die Zeit der Vorfreude und der Schwangerschaft nicht verderben, weil er sich so auf sein Baby freut. Aber liebe Mama, wie kann dein Partner für dich da sein, wenn er nicht weiß, wie es dir wirklich geht?
Traue deinem Partner zu, dass er verkraften kann, was du ihm erzählen wirst. Traue ihm zu, dass er damit gut und auf seine Art umgehen wird. Indem du es ihm nicht zutraust, stellst du dich in gewisser Weise über ihn. Du denkst, du bist die, die weiß, wie er sich fühlen wird. Er sei klein und kann nichts aushalten.
Nicht selten begegnen mir als Familienaufstellerin solche Konstellationen. Sie führen dazu, dass die Frau ihren Mann bemuttert und sich am Ende mit allen Aufgaben allein fühlt.
Sei sanft mit dir
Sicher hast du schon gehört, dass Babys die Emotionen der Mutter fühlen können. Um Himmels willen. Was für ein Riesen-Druck, ja nur „gute“ Gefühle zu fühlen. Sich bloß die ganze Zeit zu freuen und das Kind willkommen zu heißen. Vor allem der Stress, der aus diesem sich Druck machen resultiert, ist blöd.
Nur weil du gewollt schwanger bist, aber keine Freude darüber empfindest, heißt das nicht, dass dein Baby sich nicht wohl bei dir fühlt. Anstatt dich zu stressen oder sogar zu bestrafen, sei extra extra sanft mit dir.
Tue dir Gutes! Nimm eine warme Badewanne, atme gut durch, schau einen schnulzigen Film, koche feines Essen für dich. Egal, was es ist. Dein Baby merkt nicht nur, dass du mit deiner beabsichtigten Schwangerschaft gerade nicht happy bist, sondern auch, dass du gut für dich sorgst. Egal, was.
Bewegung durch Körper und Stimme
In dir bewegt sich gerade so viel. Du fühlst dich vielleicht erschöpft und müde. Bleibe dennoch in Bewegung. Ein Spaziergang und sei er noch so langsam. Yoga. Tanzen zu Hause. Das muss kein fröhliches Party-Tanzen sein. Wähle eine Musik, die dich ruft. Eventuell ist sie sogar traurig oder melancholisch. Bewege dich zur gewählten Musik. Wenn du dich im Außen bewegst, bewegst du auch deine derzeitigen Gefühle.
Laute von sich zu geben, verstärkt das Ganze. Lasse gern jammernde, klagende Töne von dir. Seufze oder gebe beispielsweise der Übelkeit, der Unlust einen Laut. So nimmst du das, was da ist, an. Du bringst es zum Ausdruck. Es wird gesehen und kann beginnen, sich zu bewegen und zu wandeln.
Eine Systemische Aufstellung mit mir
Du musst deine Gefühle nicht 9 Monate an dir nagen lassen. Wenn du dich unterstützen lassen willst, helfe ich dir liebend gern. Wir schauen gemeinsam mit einer Familienaufstellung in Berlin oder online hin. Was liegt da im Verborgenen? Gehört dieses Thema wirklich zu dir?
Häufig lassen sich gerade solche Themen nicht mit dem Verstand lösen. Du möchtest ja ein Kind bekommen. Du möchtest dich freuen. Dein Verstand sagt dir das längst, doch deine Gefühle sind komplett anders. Das sind tolle Themen für meine Arbeit.
Hinweis zur Schwangerschaftsdepression
Hinweis zur Schwangerschafts-depression
Rund 10 % aller werdenden Mütter leiden tatsächlich an einer Schwangerschaftsdepression oder haben depressive Phasen während dieser Zeit. Gerade, wenn du schon vor der Schwangerschaft mit Depressionen und Angstzuständen zu tun hattest, kann die Hormonumstellung diese begünstigen. In dem Fall suche dir therapeutische oder ärztliche Hilfe, die auf dieses Gebiet spezialisiert sind.
Mit Wunschkind schwanger, aber unzufrieden? Das sagen Familienaufstellungen
Natürlich spielen die Hormone eine große Rolle. Gerade in den ersten Wochen ist die Hormonumstellung besonders heftig. Aus familienaufstellerischer und energetischer Sicht ist es jedoch klar, dass nicht nur Freude aufkommt, selbst bei einer ersehnten Schwangerschaft.
Kontrolle loslassen – Was kommt dann?
Familienzuwachs und keine Ahnung, wer da kommt. Anders als beim Suchen eines/einer Mitbewohner:in fällt das Casting für dein neues Familienmitglied komplett weg. Du hast keine Ahnung, was für ein Wesen zu dir kommen wird. Du kannst dir nichts aussuchen. Du wirst seinen Charakter, seine Wesenheit und Art erst kennenlernen. Im Laufe der Zeit.
Dieses Hingeben und Empfangen, dieses Loslassen von Kontrolle und einfach Nichtwissen entspricht nicht unserer westlich geprägten Art zu leben. Hier wird versucht, ALLES vorab abzuchecken. Bestmöglich zu kontrollieren, was wann kommt. In einer Schwangerschaft kommt das echte, unkontrollierbare Leben zu dir. Es zwingt dich, zu vertrauen.
Es ist ganz normal, dass unbewusste oder bewusste Ängste und Sorgen in dir aufkommen. Ja, sogar Panik über Kontrollverlust und nicht vorhandenes Vertrauen. Eine Systemische Aufstellung bietet dir einen guten Einblick, wie es für dich leichter werden kann.
Die Themen der Gebärmutter
Die Größe deiner Gebärmutter verändert sich in der Schwangerschaft. Zunächst ist sie groß, wie eine Birne, und am Ende der Schwangerschaft so groß wie eine Wassermelone. Bei diesem Ausdehnen und Vergrößern des Organs können verschiedene Themen quasi aus dem Gewebe gedehnt werden. Natürlich liegen gerade in der Gebärmutter etliche Frauenthemen.
Dies können deine eigenen, verdrängten Themen aus deinem jetzigen Leben sein. Außerdem unverarbeitete Gefühle und Traumata deiner Ahninnen. Oder aber Geschichten aus dem kollektiven Frauenfeld. Also alle Erfahrungen, die Frauen weltweit derzeit machen. Und alle Frauengeschichten aus Jahrhunderten vor unserer Zeit.
Zum Beispiel von Frauen, die durch eine Schwangerschaft ihre Freiheit verloren, weil sie dadurch für immer an einen bestimmten Mann gebunden waren, kein Geld verdienen durften. Schwangerschaften, die Widerwillen eintraten. Frauen, die verdammt wurden wegen unehelicher Schwangerschaft.
Schwangerschaften und Geburten, die große Risiken für Frauen bedeuteten oder sogar ihren Tod. Frauen, die als „Brutmaschinen“ benutzt wurden. Die Folgen und Risiken, die „illegale“ Schwangerschaftsabbrüche ohne ärztliche Aufsicht mit sich brachten. Der Schmerz von Fehl- und Totgeburten. Und noch vieles mehr. All diese Themen stecken noch im Frauenfeld. Es waren Themen vor nicht allzu langer Zeit und sie werden in vielen Ländern dieser Erde noch so gelebt.
Wenn du also denkst: „Mein eigenes Leben ist vorbei. Jetzt bekomme ich ein Baby“, kommt das nicht von ungefähr. Für viele Frauen war und ist das noch immer Realität. Ein Kind großzuziehen, ist in stabilen Partnerschaften, mit Unterstützung der Familie und sicherem Einkommen schon nicht einfach. Wenn eine oder mehrere dieser Komponenten fehlen, kann es ein wahrer Kampf werden.
Die Themen mit der eigenen Familie
Besonders Mamas, die gewollt schwanger sind, aber keine Freude darüber empfinden, haben schnell das Gefühl, eine schlechte Mutter zu werden oder gar schon zu sein. Fragen und Sorgen über die eigene Mutterrolle haben die meisten Frauen. Damit du frei dein eigenes Mama-Sein findest. Wirklich selbst entscheidest, wie du dein Familienleben leben möchtest, braucht es das Hinschauen zur eigenen Familiengeschichte.
Wie wurde bei dir Familie gelebt? Welche Rolle hat deine Mama eingenommen? Welche Aufgaben hat sie übernommen? Und wie? Welches Verhalten, welche Energien möchtest du mitnehmen? Und was lässt du bei ihr?
Zu den Themen mit deiner eigenen Mutter und deiner Familie genauer hinzuschauen, lohnt sich. Sie können sich durch deine Schwangerschaft verstärken und verschiedenste Gefühle auslösen. Meine Aufstellungsarbeit hilft dir beim Ablösen von deinen Eltern. Lies hier noch genauer, was eine Familienaufstellung ist.
Zu guter Letzt möchte ich dir sagen: Liebe Mama, dein Kind an deiner Hand wirst du nicht bereuen! Glaube mir. Damit die Zeit bis es zur Welt kommt, für dich schöner und leichter wird, bin ich da! Mit meinen systemischen Aufstellungen räumen wir behutsam, aber effektiv mit deinen Themen auf.
Bist du willentlich schwanger geworden und nun betrübt? Schreibe mir gern in einem Kommentar, wie es dir erging oder ergeht.
Ich bin Charlene Neubert, Systemsiche Aufstellerin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Ich stehe dir mit meiner Arbeit für solche und alle anderen Mama-Themen zur Seite.
Ich selbst kenne die Widersprüche und Herausforderungen des Mama-Seins. Und ich kenne die große Kraft meiner Aufstellungen. Quäl dich nicht lange mit deinen Themen und melde dich bei mir.
Bist du gewollt schwanger und nun unglücklich?
Genau für solche Themen ist meine Aufstellungsarbeit da. Ich freue mich von dir zu hören.
2 Antworten
So ein wertvoller Artikel! Möge er viele Mamas erreichen und damit helfen, die Schuldgefühle zu minimieren… Danke!
Vielen Dank Susanne fürs Lesen und die guten Wünsche. So sei es. Möge er viele Mamas erreichen. Danke dir.